Verfahrensbeiständin – 16. Supervisionskurs von 2000–2002

„Meine ersten Fortbildungen, von denen ich sehr profitiert habe, waren gruppendynamischer Art. In diesem Kontext traf ich viele SupervisorInnen, die vom FiS ausgebildet worden waren. Mit großen Augen sah ich dort oft erstaunliche Veränderungen und berufliche Entwicklungen. Frauen, die in Leitungsrollen gingen, sich hin zu mehr Klarheit veränderten und mit innerer Freiheit zu handeln begannen. Das wollte ich auch sowohl in meinem privaten als auch meinem beruflichen Leben.

Im Rahmen meiner selbstständigen Tätigkeit als Verfahrensbeiständin beim Familiengericht war ich immer damit konfrontiert, komplexe Systeme schnell verstehen zu müssen und für die betroffenen Kinder und Eltern Wege aus den schwierigen Lebenssituationen zu finden. In solchen Beziehungsgeflechten muss man sich zu bewegen wissen und möglichst klar positionieren. Für mich war damals ein wichtiges Ziel, die konfliktreichen und komplizierten Szenen besser verstehen zu können. Im Kern ging es immer um Beziehungen zwischen Menschen – und es ging um Rollen in Familien, im Beruf und in Organisationen und letztendlich auch um gesellschaftliche Rollen.

Also habe ich mich vor knapp 20 Jahren zu einer Ausbildung als Supervisorin beim FiS entschlossen. Und ich musste zunächst lernen, dass gute und dauerhafte Entwicklung Zeit braucht. Da gibt es keine schnellen Wunder, egal, was die Menschen so erzählen.

Es ist ein langer Weg der steten Veränderung. Immer wieder verstehe ich etwas neu und gewinne an innerem Raum. Die Befreiung, die sich ergibt, wenn man etwas bei sich und anderen verstanden hat, das ist es worum es mir geht und was ich weitergeben möchte. Auf diesem Weg ergeben sich Veränderungen bei einem selbst, in der Familie, in den Teams und in den Organisationen – auch wenn es manchmal kompliziert und anstrengend erscheint.

Vergleichbares habe ich in der Ausbildung beim FiS erlebt. Es ist nicht immer einfach, fordert viel Einsatz, geht einem manchmal viel zu langsam, aber auf lange Sicht funktioniert es sehr erfolgreich als Ausbildungsmethode: Sich selber in der Beziehung wahrzunehmen und die eigenen Emotionen nicht zu verdrängen sondern methodisch zu nutzen, ist nicht immer angenehm. Aber es gilt, dies alles zunächst einmal wahrzunehmen, zu analysieren und auch auszuhalten. Für mich bedeutet dies, sich auf den analytischen Weg zu begeben – und das hilft tatsächlich, auf allen Ebenen. Zusätzlich hilft noch eine gute Portion sozialpsychologisches Wissen und eine Menge wichtiger Erfahrungen mit Gruppen.

Nach bald 20 Jahren als selbständige Supervisorin und inzwischen auch als Lehrsupervisorin kann ich sagen, es hat sich für mich in jeder Hinsicht gelohnt, dass ich mich damals dem FiS anvertraut habe.“

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Christiane Hoeren