Liebe Supervisionskolleginnen und -kollegen,
liebe an unserem Newsletter und Supervision Interessierte,

es war mal wieder so weit: Am 1. und 2. Juni dieses Jahres fanden die 16. FiS-Supervisionstage zum Thema „Verborgenes verstehen – Spiegelungen in Organisationen“ in Münster statt.

Wir haben uns gefreut, dass die Tage mit über 100 TeilnehmerInnen, mit interessanten Vorträgen, persönlichen Praxisbeiträgen, Resonanzgruppen, Lyrikkeller und einem Abend mit Gesprächen, Musik, Tanz und zuletzt auch noch Fußball, so lebendig, anregend, nachdenklich, aufklärend und entspannt verliefen. Das wurde uns so während und nach den SV-Tagen von vielen TeilnehmerInnen vermittelt. Natürlich hat uns und der engagierten Vorbereitungsgruppe diese positive Resonanz gutgetan. Viele KollegInnen schätzen inzwischen diese immer wieder als besonders erlebte Atmosphäre, in der eine gemeinsame Grundhaltung des Verstehen Wollens, des Miteinander Nachdenkens und -fühlens zwei intensive Tage ermöglicht.

Für alle, die in Münster teilgenommen haben und die Auseinandersetzung mit einzelnen Beiträgen noch einmal aufleben und intensivieren wollen – und für alle, die diesmal nicht dabei sein konnten, aber Interesse an den Themen und Gedanken der Vortragenden haben – werden wir in diesem Newsletter die wichtigsten Tagungsbeiträge und die nachträgliche Reflexion eines Tagungselements zur Verfügung stellen.

Annemarie Bauer konfrontiert uns gleich zu Beginn ihres Textes mit der erschreckenden Erkenntnis, dass Organisationen, die sich auf Töten und Foltern spezialisieren, in ihren Strukturen und Mechanismen ganz normale Organisationen mit ganz normalen Menschen sind. Es erinnert an Hannah Ahrendt, die auf viel Empörung stieß, als sie nach dem 2. Weltkrieg über den Eichmannprozess berichtete und dabei die „Banalität des Bösen“ beschrieb. Annemarie Bauer macht die Bedeutung sozialwissenschaftlicher, ethischer und politischer Reflexion deutlich. Es bedarf kontinuierlicher Freiräume zum Denken in und für Organisationen – z. B. durch Supervision.

Der Beitrag von Michael Faßnacht setzt sich mit der Organisation von Arbeit auseinander und beleuchtet das Thema der FiS-Tage am Beispiel des Begriffs „New Work“ und den damit verbundenen Hoffnungen und Befürchtungen in Organisationen. Auch hier wird die Bedeutung von Supervision, als einem geschützten Raum, in dem Verborgenes in der Organisation verstehbarer gemacht werden kann, spürbar.

Petra Schimmel, Anna-Lena Thies und Paul Fortmeier diskutieren das Tagungsthema auf dem Hintergrund ihrer Praxisbeispiele aus den Bereichen Sozialwesen, Gesundheit und Wirtschaft. Sie setzten sich auf der Bühne der SV-Tage nicht nur individuell mit ihrem jeweiligen Praxisbeitrag auseinander, sondern diskutierten miteinander das im Offensichtlichen Verborgene.

Experimentellen Charakter hatte der Beitrag von Andreas Lating „Lyrikkeller vor Ort“, der sich mit einer Schreibmaschine auf die Suche nach dem Unbewussten in Organisationen machte. Die Reaktionen bewegten sich zwischen tosendem Beifall und aggressiver Kritik.

Bernadette Grawe stellt in ihren Reflexionen ihr persönliches Nachdenken über diesen Beitrag zur Verfügung.

So viel zu den Tagungsbeiträgen. Wir freuen uns schon auf die nächsten Fis-Supervisionstage mit Ihnen am 2./3. Mai 2026.

 

Außerdem bietet unser Newsletter noch einige thematische Aufsätze – zu Generationskonflikten (Maja Entner), zum Beitrag von Randall Collins für die Supervision (Hans-Joachim Eberhardt) und zu Entwicklungen in der psychoanalytischen Theorie nach Freud (Gerhard Wittenberger), und eine Reflexion zur aktuellen gesellschaftlichen und politischen Situation (Monika Möller).

 

Abgerundet wird der Newsletter durch Buch- und Filmempfehlungen, die mit ernsten, fachlichen und heiteren Beiträgen die Ferienzeit bereichern können.

 

Und vielleicht ist die Sommerauszeit auch eine gute Gelegenheit, sich einmal in Ruhe unsere Fortbildungsangebote anzuschauen und sich für den ein oder anderen Workshop anzumelden. Unser Flyer bietet einiges Interessantes.

Für die erfahrenen SupervisionskollegInnen könnte unsere Balintausbildung reizvoll sein, und vielleicht begegnen Ihnen SupervisandInnen oder andere Interessierte, denen Sie unsere Supervisionsausbildung empfehlen mögen. In unserem neuen Supervisionskurs, der im November beginnt, sind noch einige Plätze frei.

 

Wir wünschen Ihnen, dass es gelingt, sich bei allen beunruhigenden Entwicklungen in Deutschland, Europa und der Welt, kleine Sommernischen zu schaffen, in denen Entspannen, Genießen, Schönes erleben, Kraft tanken möglich sind – ohne die Realität verleugnen zu müssen.

Ihr Redaktionsteam (Inge Zimmer-Leinfelder, Monika Maaßen, Ulrike Wachsmund)

Vorwort