Supervision & Beratung (DGSv), Hanau

„‚Haltung‘ tritt so selbstverständlich unbedarft auf, als erübrige sich jede Frage danach. Die FiS-Supervisionsausbildung traf mich im Moment des absehbaren Endes einer beratenden Berufstätigkeit in der sozialen Arbeit der Familien- und Erziehungshilfe. Nach mehr als 20 Jahren in einer außergewöhnlichen Einrichtung mit intensiver psychoanalytischer Fallsupervision erschien mir der Rollenwechsel auf den Supervisorenstuhl eine folgerichtige Perspektive.

Nicht unbedingt verkehrt, doch nicht frei von Irrtum. In vermeintlicher Gewissheit, das Ausbildungskonzept verstanden und begrüßt zu haben, war mir Wesentliches entgangen. ‚Akquise‘ gleich zu Kursbeginn als Aufforderung war eine überraschend unangenehme Zumutung, auf die ich mit heftigen gemischten Gefühlen reagierte und damit jegliche dem Akquise-Ansinnen förderliche Haltung in Frage stellte. Akquise weniger als ‚Marketingfrage‘ oder ‚Alles-oder-nichts?‘ abzuwehren, und stattdessen als vorläufig ersten Abklärungsschritt auf dem Weg eigener Supervisionsangebote zu begreifen, bedarf einer längeren Beschäftigung damit. Im Nachhinein: Gut, dass Akquise gleich zu Beginn nicht nur theoretisch aufgegriffen, sondern praktisch eingefordert wird.

Gewissheiten und Haltungen stellen sich ungefragt ein, ihr persönlicher Ursprung und ihre Entwicklung verharren in spröder Einsilbigkeit im Dunkeln. Nur in Situationen der Konfrontation und des Konflikts, oft und vorrangig mit sich selbst und dann auch nur ‚vielleicht‘, vertraut man solch persönlich ‚eingefleischte‘ Haltung der Sprache an und erlaubt so, sie der gemeinsamen Reflexion zugänglich zu machen. Das kann im Rahmen der FiS-Ausbildung auf eine besondere Weise gut gelingen. Die Verschränkung von unterschiedlichen Reflexionsformaten – Großgruppe, Quartett, Werkstattgruppe, Studiengruppe, Lehrsupervision, Balintgruppe – entlastet enorm. Sie ermöglicht in vielen Settings und Gesprächsräumen die gefühlte Wucht von erlebtem Angriff oder Angreifbarkeit, Verletzung und Verletzlichkeit, individuell zu thematisieren und ‚durchzuarbeiten‘, und so eben nicht als Beschädigung und Beschämung einfach ‚brodeln‘ zu lassen.

Darin vermittelt das FiS-Konzept einerseits notwendige ‚Dehnungsübungen‘ für die Toleranz, wie sie für die supervisorische Haltung unerlässlich ist. In der lebendigen Auseinandersetzung in Konflikten mit dem Ziel, diese zu verstehen, sie zu verwandeln und anders als bisher auszutragen, vermittelt sich aber auch das Kernverständnis von Supervision als Haltungsangebot für die Supervisand:innen. Eine offenere Haltung verspricht kein Glück, aber eröffnet mehr Spielraum allein schon beim Nachdenken – und nicht erst nur im Rückblick trägt in der Ausbildung manche Zumutung eben auch Züge von Vergnügen.“

Thomas Kuchinke, Supervision & Beratung (DGSv)
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Thomas Kuchinke