hanserblau, München 2021

Ein berührendes und eindrückliches Buch. Alice Hasters, Journalistin und 1989 in Köln geboren, beschreibt, wie Rassismus ihren Alltag als Schwarze Frau prägt. Dabei geht es nicht darum, den Rassismus am rechten Rand der Gesellschaft zu durchleuchten. Es geht um den Rassismus, der in uns allen steckt.

Sie schreibt zu ihrer Auffassung zu Rassismus: „Er ist schon so lang und so massiv in unserer Geschichte, unserer Kultur und unserer Sprache verankert, hat unsere Weltsicht so sehr geprägt, dass wir gar nicht anders können, als in unserer heutigen Welt rassistische Denkmuster zu entwickeln. (Wer will, kann diesen Satz noch einmal lesen, er ist nämlich sehr wichtig, auch für den Rest des Buches). Rassismus ist in unserem System. So sehr, dass er oft unbewusst geschieht – besonders der sogenannte Alltagsrassismus.“ (16f)

Den Satz muss man mehrfach lesen und er konfrontiert. Auch wenn wir wissen, dass es so ist, wird beim Lesen der Spiegel immer wieder hervorgeholt.

Das Buch macht nachdenklich, es ist schonungslos offen und der Einblick in das Leben und die Erfahrungen einer jungen Schwarzen Frau lässt manchmal den Atem stocken.

„Noch einmal: Rassismus steckt überall in unserer Gesellschaft. Es ist das Märchen über angeborene Eigenschaften, die Annahme, dass wir von Natur aus verschieden seien. Es braucht nur einen bestimmten Kontext, die passende Stimmung und Verkettung von Ereignissen – schon trägt der Rassismus nicht mehr nur am rechten Rand Früchte, sondern wuchert überall. Ein blöder Witz, ein heimlicher Gedanke, ein überlegtes Vorurteil – es stammt alles aus der gleichen Geschichte, aus der gleichen historischen Wurzel, und gerade treibt und keimt sie ordentlich.“ (18f)

Man kann das Buch schnell und einfach abtun als zu rigide und polarisierend, aber man kann sich auch anregen lassen, sich den Gedanken und dem eigenen Tun zu stellen. Das ist nicht immer einfach, aber mit Hasters teile ich die Erfahrung, dass sich nur so etwas verändern lässt.
Gerne gebe ich die Leseempfehlung weiter, mit der Warnung, dass man sich dem Blick in den Spiegel nicht entziehen kann.

Eine sehr persönliche Anmerkung: Am Tag meiner Geburt bekam ich Peter – eine Schwarze Puppe aus Plastik. Über die Jahre sind alle Versuche misslungen, ein weibliches Geschlecht zuzuordnen. Der Versuch, Peter gegen all die weißen Brigittes, Barbies und blonden Petras einzutauschen ging nicht. Das N-Wort war in meiner Familie üblich und Peter erinnert mich über all die Jahre immer wieder, über meine Einstellungen zum Rassismus und über Vor-Urteile nachzudenken. Peter irgendwie in gute Hände zu geben, ist (noch) nicht gelungen. Peter ist noch da und begleitet mich.

Monika Maaßen

Alice Hasters: Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen – aber wissen sollten