Liebe Leserinnen und Leser unseres Newsletters, liebe Kollegen und Kolleginnen,

wir haben uns für das Thema „Supervision online“ entschieden, weil es den beruflichen Alltag vieler Supervisorinnen und Supervisoren in der Pandemie begleitet und es uns wichtig scheint, die dadurch veränderte Situation in der Supervision genauer zu beleuchten.

Kein Zweifel, die Aufrechterhaltung von kontinuierlichen Supervisionsprozessen auch in lockdownähnlichen Zeiten wäre ohne dieses digitale Setting nicht möglich gewesen. Aber es verändert auch viel, es geht auch etwas verloren. Supervisoren und Supervisorinnen (auch Supervisanden und Supervisandinnen) reagieren sehr unterschiedlich – manche lehnen diese Arbeitsweise ganz ab, andere haben sich dafür ausbilden lassen, einige erleben das Zoomen als anstrengende Notlösung, andere überlegen, mindestens teilweise dabei zu bleiben, um weite Anfahrten zu vermeiden und Kontrakte mit SupervisandInnen ortsunabhängig schließen zu können.

Leider hat das Thema durch die sich täglich dramatisch verändernden Coronawerte eine erschreckende und so nicht erwartete Aktualität.

Umso wichtiger ist die Reflexion dessen, was wir tun und erleben – auch online.
Wir freuen uns, dass die Autorinnen und Autoren unserer Beiträge ein vielfältiges Spektrum von Erfahrungen widerspiegeln und dabei ganz unterschiedliche Facetten beleuchten. Sie regen an, das eigene Erleben in seiner ganzen Vielfalt zu reflektieren.

Monika Möller lässt uns bei Ihren Überlegungen daran teilhaben, warum sie ausdrücklich NICHT das digitale Format einsetzt, und sie regt mit dem Text an, die eigene Position zu schärfen.

Bernadette Grawe bietet in ihrem Text an, Untersuchungen und Analysen zur digitalen Arbeit aufzunehmen und die eigenen Erfahrungen zu reflektieren. Sie beschreibt ihre weiterführenden Gedanken zum „Bild“ und dem, was in der online-Beratung ihres Erachtens fehlt.

Lutz Lyding lässt uns teilhaben an der Auseinandersetzung mit dem, was real oder digital ist. Die Beispiele verunsichern und lassen die eigene Beratungsarbeit sehr präsent werden.

Ulrike Wachsmund beschreibt ihre Annäherung mit digitaler Supervision und bietet eine interessante Erfahrung aus ihrem beruflichen Kontext mit einem Künstler und dem Publikum an – wie lässt sich digital eine Beziehung herstellen?

Monika Maaßen beschäftigt sich mit der Anfrage einer jungen und digital-versierten Kollegin, die davon ausgeht, dass die Zeit zum Reflektieren der gemachten Erfahrungen nicht mehr gegeben ist.

Inge Zimmer-Leinfelder reflektiert in Ihrem Text das Erleben mit dem digitalen Format für Balintgruppen und stellt überrascht fest, auch digital wirkt das Unbewusste.

Zu diesen Texten stellen wir zwei Abschlussreflexionen zur Zusatzqualifizierungsreihe Online-Supervision/Coaching, zertifiziert durch die DGSv, vor. Wir freuen uns, dass Ute Droste und Birgit Römer-Wolf diese Arbeiten zur Verfügung stellen und damit ausführliche Überlegungen vorlegen, die unsere Diskussionen erweitern. Vielen Dank für die Möglichkeit zur Veröffentlichung.

Unter Leseempfehlung finden Sie die Besprechungen von Bruno Gittinger zum Buch von Hartmut Rosa „Verfügbarkeit“. Viel Vergnügen bei der Lektüre!

Wir wünschen Ihnen einen guten Jahresabschluss, viel Gutes für das Jahr 2022 und freuen uns auf ein persönliches Treffen bei den Supervisionstagen!

Inge Zimmer-Leinfelder und Monika Maaßen

Vorwort