Liebe Supervisionskolleginnen und -kollegen,
liebe Leser und Leserinnen unseres Newsletters,

gerade fiel der erste Schnee, und man könnte es sich so richtig gemütlich machen angesichts der kommenden Vorweihnachtszeit. Aber so einfach geht das nicht in diesen belasteten Zeiten, in denen das Elend so vieler Menschen auf der Welt und die Sorgen um die Zukunft – individuell und weltweit – ständig gegenwärtig sind.

Auch in unseren Supervisionen spiegeln sich die aktuellen Geschehnisse, die damit einhergehenden gesellschaftlichen Veränderungen und die mit ihnen verbundenen Gefühle und Entwicklungen – bewusst, ausgesprochen, reflexiv, aber auch unterschwellig, verborgen und nur mittelbar spürbar.

Unsere FiS-Supervisionstage 2024 beschäftigen sich auf vielfältige Weise unter dem Titel „Verborgenes verstehen“ mit Spiegelungen in Organisationen. Vielleicht können die kurzen, auf die Thematik hinweisenden Beiträge einiger an der Gestaltung der SV-Tage beteiligter Kolleg:innen Ihr Interesse wecken. Wir würden uns freuen, Sie am 1. und 2. Juni zu den Supervisionstagen begrüßen zu dürfen und mit Ihnen ins Gespräch zu kommen.

Den thematischen Schwerpunkt der anderen Texte bildet die aktuelle Situation in klinischen Organisationen. Als mitarbeitende Angehörige dieser Institutionen in unterschiedlichen Rollen und/oder als Supervisor:innen in diesem Feld beeindrucken die Autoren und Autorinnen mit tiefen Einblicken in die institutionelle Alltagsrealität im Krankenhaus, in der Psychiatrie und in Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen. Für Supervisoren und Supervisorinnen, die in diesem Feld arbeiten, sicher eine Fundgrube zum Verstehen dessen, was sie in ihren Supervisionen erleben.

Nun zu den Beiträgen:

Für den Beginn unseres Newsletters haben wir einige Referent:innen der kommenden FiS-Tage gebeten, uns ein wenig Einblick in ihre Vorbereitungsarbeit zu geben. Welche Fragen und Thesen stehen im Fokus, was erwartet die Teilnehmenden?

Michael Faßnacht beschäftigt das Zauberwort „New Work“. Er fragt nach den verborgenen Realitäten dieses Phänomens in Organisationen und sieht sie zwischen „bright shine“ und „dark side“. Man möchte ihm beim Lesen dieses Ankündigungstextes am liebsten jetzt schon zuhören.

Paul Fortmeier, Petra Schimmel und Anna-Lena Thies werden auf den FiS-Tagen Verborgenes aus ihrer supervisorischen Praxis aus den Feldern Wirtschaft, Krankenhaus und Sozialwesen zur Verfügung stellen. Ihr gemeinsamer Beitrag „Zu nah dran …“ macht mit zahlreichen Fragen rund um das Verborgene in Supervisionsprozessen neugierig auf den Praxisexkurs und lässt Vorfreude auf den intensiven Kolleg:innenaustausch während der FiS-Tage aufkommen.

Melanie Ermert, Absolventin des 24. Ausbildungskurses, macht mit ihrem Beitrag zur Ambiguität in der stationären Akutpflege den Auftakt für den weiteren inhaltlichen Schwerpunkt unseres Newsletters: Sie beschreibt mit einem kritischen Blick auf die Strukturen der Organisation Krankenhaus die Notwendigkeit von Veränderungen, die durch alle Hierarchieebenen ein höheres Maß an Ambiguität schaffen können.

Christoph Ehlert lässt uns mit seinen Beobachtungen aus der Akutpsychiatrie sehr differenziert am Klinikalltag teilhaben. Besonders spannend sind dabei seine unterschiedlichen Perspektiven als Psychologe, therapeutischer Leiter einer allgemeinpsychiatrischen Aufnahmestation und als Supervisor bzw. Teilnehmer einer Teamsupervision.

Auch Bernhard Koelber dringt mit einem großen beruflichen Erfahrungshorizont und aus vielfältigen Rollenperspektiven, u. a. als Leiter Unternehmensentwicklung bei einem großen Träger der psychosozialen Versorgung, in das Berufsfeld Psychiatrie ein und beschreibt drei zentrale Spannungsfelder. Besonders bewegen seine klaren und nuancierten Schilderungen aus den psychiatrischen Organisationen unter der Fragestellung: „Therapeutischer Auftrag oder gesellschaftlicher Lückenbüßer?“

Ein weiterer großer und weitgefächerter Erfahrungshorizont aus dem Bereich der Einrichtungen der Behindertenhilfe erwartet uns in dem Beitrag von Hildegard Jung. Sie war u. a. als Projektleitung zur Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes tätig und beschreibt zentrale Aspekte des schwierigen Wandlungsprozesses im beruflichen Alltag mit wichtigen Hinweisen für die supervisorische Arbeit in den Organisationen. Ihr Plädoyer für mehr Fortbildung, Supervision und Gespräch findet sich eindringlich in allen Texten aus diesem inhaltlichen Schwerpunkt unseres Newsletters wieder.

Bernadette Grawe schließt sich mit ihrem Beitrag zur Bedeutung von Balintgruppenarbeit an und verdeutlicht aus ihrer Perspektive als ehemalige Hochschullehrerin differenziert die Besonderheiten dieses Reflexionsinstrumentes für Supervisor:innen.

Gemeinsam mit Anna-Lena Thies, Supervisorin mit hauptberuflich wissenschaftlichem Hintergrund an der WWU Münster, entwickelte sie darüber hinaus eine Studie. Sie beruht auf Befragungen von Absolvent:innen des FiS und forscht nach den „Handlungsaspekten professionellen Handelns“. Erste spannende Ergebnisse der Evaluation werden in diesem Beitrag zusammengefasst.

Zwei Literaturhinweise runden schließlich die große Thematik des „Verborgenen“ ab: Barbara Gussone empfiehlt eine Neuerscheinung von Judith Hermann. Sie schreibt unter dem Titel „Wir hätten uns alles gesagt“ vom „Schweigen und Verschweigen im Schreiben“.

Bernadette Grawe schließt den Bogen und knüpft mit der Rezension des Buches „Verborgene und unbewusste Dynamiken in Organisationen“ an die FiS-Tage an. Dort wird Prof. Dr. Annemarie Bauer, eine der Herausgeber:innen der Neuerscheinung, Gastrednerin sein. Bernadette Grawe eröffnet in der Rezension des umfangreichen Werkes mit punktgenauen Kurzzusammenfassungen das große Spektrum der Themen, Autor:innen und Perspektiven.

Unsere Veranstaltungen im ersten Halbjahr 2024 finden hoffentlich Ihr Interesse:

Wir freuen uns, Sie digital oder in Präsenz begrüßen zu dürfen. Weitere Informationen finden Sie in unserem Flyer.

In eigener Sache

Am 17. August dieses Jahres starb unser FiS-Kollege und Freund Jürgen Kreft. Vier Kolleginnen gedenken seiner: Inge Zimmer-Leinfelder, Elisabeth Gast-Gittinger, Dr. Bernadette Grawe, Dr. Monika Maaßen.

Anfang und Ende begleiten uns lebenslang. So gibt es neben der Trauer und dem endgültigen Abschied von Jürgen Kreft auch die Freude darüber, dass unser FiS-Team seit einiger Zeit gewachsen ist und die produktive Zusammenarbeit mit Lutz Lyding, Petra Schimmel, Gabi Streitbürger, Anna Lena Thies und Ulrike Wachsmund zuversichtlich in die Zukunft blicken lässt.

Wir wünschen Ihnen – trotz allem – eine gute Vorweihnachtszeit, besinnliche und gemütliche Weihnachtstage und dass uns alle Hoffnung und Zuversicht beim Jahreswechsel begleiten.

Inge Zimmer-Leinfelder, Ulrike Wachsmund und Dr. Monika Maaßen

Vorwort